Die Beziehungsebene definiert den Inhalt
Konflikte begleiten unseren Alltag. Konflikte sind nicht vermeidbar. Konflikte entstehen nicht durch unterschiedliche Meinungen an sich, sondern dann, wenn die Beziehung keine ausreichende Basis für Meinungsverschiedenheiten hat. Erst wenn wir das Gefühl haben, unser Gegenüber ist uns nicht wohl gesonnen entsteht mit der Zeit zunächst Verärgerung, dann Verletzung und im nächsten Schritt Hass. Für die Arbeit in Teams kann das schwerwiegende Folgen haben. Im schlimmsten Fall arbeiten Kollegen gegeneinander oder sabotieren potenzielle Erfolge. Für Führungskräfte ist es daher besonders wichtig, Konflikte im Team frühzeitig zu erkennen und zu bearbeiten.
In der Phase der Verärgerung schaffen es die Beteiligten häufig noch allein durch Aussprachen ihre Beziehung wiederherzustellen und im weiteren Verlauf mit Meinungsverschiedenheiten wieder anders umzugehen. Ist jedoch bereits die Phase der Verletzung erreicht, wird oft Hilfe von aussen benötigt. In diesem Fall kann ein Konfliktmoderator oder Teamcoach ein offenes Gespräch leiten und durch entsprechende Methoden zur Konfliktklärung zum Gelingen beitragen.
Ich achte bei meinen Konfliktmoderationen besonders darauf nach dem Sammeln und Priorisieren der Konfliktpunkte in der Bearbeitung der Punkte die Gefühle und emotionalen Verletzungen maximal transparent zu machen. Um im Anschluss die Beteiligten auf eine Planung von Maßnahmen einzustimmen und Vereinbarungen zu formulieren, lenke ich die Aufmerksamkeit auf die jeweiligen Vorteile des Anderen. Ich bitte die Beteiligten, auf Karten zu schreiben, welche Kenntnisse und Fertigkeiten sie an ihrem Konfliktpartner besonders schätzen und welchen Beitrag diese zum gemeinsamen Erfolg haben. Das fällt den Beteiligten zunächst schwer. Nach ein paar Minuten mache ich einen kleinen Exkurs in Richtung Transaktions-analyse.
Eines meiner Lieblingsbücher ist "Ich bin OK - Du bist OK" von Thomas A. Harris. Im Rahmen seiner Ausführungen zur Transaktionsanalyse hat für mich das Modell zu Win-Win-Situationen einen hohen Stellenwert in der praktischen Konfliktmoderation. Das Modell legt eine gegenseitige Wertschätzung und Fairness zugrunde. Das Prinzip ist "Ich gewinne, Du gewinnst. Wir setzen uns zusammen und finden eine gemeinsame Lösung". Die Bedürfnisse des jeweiligen Konfliktpartners bekommen eine hohe Gewichtung.
Ich stelle fest, das sich nach diesem Exkurs mit dem Besprechen des Modells die Atmosphäre ändert und es den Beteiligten leichter fällt, sich auf die Vorteile des Konfliktpartners zu konzentrieren und diese aufzuschreiben. Damit ist der Nährboden für Vereinbarungen bereitet und die Beteiligten können in die Maßnahmenplanung gehen.
Ein Gelingen der Konfliktklärung bedeutet jedoch nicht, dass nach der Durchführung der Konfliktmoderation Alles wieder beim Alten ist. Die Situation wird sich idealerweise gebessert haben, mindestens ist sie jedoch anders. Die Führungskraft und das Team haben in jedem Fall die Chance genutzt!